Security Impact Assessment Measures (SIAM)
Anbieter von komplexen Infrastrukturen wie Flughäfen und öffentlichen Nahverkehrssystemen stehen vor dem Problem, mit Hilfe von Sicherheitstechnologien und -maßnahmen Sicherheit für die Passagiere und den Verkehrsbetrieb bereitstellen zu wollen und dabei nicht die Freiheitsrechte einzuschränken. Die eingesetzten Sicherheitstechnologien sollen effektiv und flexibel sein, aber auch zur gleichen Zeit transparent und kontrollierbar. Akzeptanzprobleme entstehen, wenn die Bedürfnisse der Nutzer nicht rechtzeitig in die Entscheidungsprozesse für oder gegen eine Technologie mit einbezogen werden.
Das EU-Forschungsprojekt SIAM (Security Impact Assessment Measures) schließt die Lücke zwischen Sicherheitsförderung und Freiheitseinschränkung, indem es für Infrastrukturanbieter ein Entscheidungsunterstützungssystem entwickelt, welches einen Überblick über die ökonomischen, rechtlichen, sozialen und ethischen Aspekte von Sicherheitstechnologien und -maßnahmen liefert und die Bewertung neuer Technologien und Maßnahmen unter der Berücksichtigung dieser Kriterien ermöglicht.
Die Vorgehensweise
Die Datenbasis für SIAM entsteht durch die Verbindung von Wissen, das in Fallstudien an den Flughäfen Ben Gurion (Israel) und Berlin Brandenburg International (Deutschland) und in den Transportunternehmen London Underground (Vereinigtes Königreich) und Metro Turin (Italien) erarbeitet wird mit Wissen, das aus dem aktuellen Stand der Forschung und durch Interviews und Workshops mit Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft gewonnen wird. SIAM besteht aus insgesamt fünf Projektphasen. In der ersten Projektphase, „learning from existing security systems", werden die Innovationsgeschichten bestehender Sicherheitstechnologien, ihre Effektivität in Hinsicht auf die Verringerung von Gefahren und ihre Eingriffe in Freiheitsrechte analysiert. Zusätzlich werden in dieser Phase Szenarien der Technologieentwicklung erstellt. In der zweiten Projektphase, „considering existing threats", werden bestehende Gefahrenszenarien für die Sicherheit an Flughäfen und in Nahverkehrssystem analysiert und neue Gefahrenszenarien entworfen. Zudem werden bestehende Kriminalitätsmusteranalysen begutachtet, die dem Einsatz von Sicherheitstechnologien und -maßnahmen zugrunde liegen. In der dritten Phase, „considering freedom infringements", werden Szenarien zum besseren Schutz der Freiheitsrechte der Passagiere und zur besseren rechtlichen Regulierung und Kontrolle des Einsatzes von Sicherheitstechnologien entwickelt. Ergänzend wird untersucht, welchen Einfluss kulturelle Unterschiede auf die Wahrnehmung und die Bearbeitung von Eingriffen in Freiheitsrechte haben. In der vierten Phase, „building the decision support system", werden die Produkte von SIAM entwickelt: eine Datenbank und Richtlinien, die Entscheider bei der Bewertung von Sicherheitstechnologien und -maßnahmen unterstützen. In der fünften Phase, „dissemination", werden die Datenbank und die Richtlinien den relevanten Zielgruppen vorgestellt, um Entscheider in die Lage zu versetzen, Bewertungen auf der Grundlage der Ergebnisse von SIAM vorzunehmen.
Die erwarteten Ergebnisse
Das Projekt wird eine relationale Datenbank entwickeln, die auf Typologien von Sicherheitstechnologien und -maßnahmen, ihren Wirkungsweisen auf Gefahren und Kriminalitätsmuster, ihren Eingriffsweisen in Freiheitsrechte und Technologien und Regulierungen, die diese Eingriffe verhindern sollen, aufgebaut ist. Begleitend dazu wird ein Handbuch erstellt, dass Anleitungen für die Benutzung der Datenbank enthält. Das Handbuch umfasst methodische Anleitungen und Richtlinien auf der Grundlage von Methoden, die von SIAM entwickelt und verwendet werden. Darüber hinaus hat SIAM zum Ziel, die Berücksichtigung von sozialen, ethischen und rechtlichen Voraussetzungen und Folgen von Sicherheitstechnologien bei deren Bewertung zu fördern.
Laufzeit: Februar 2011 - Januar 2014
Website: http://www.siam-project.eu/